Ein angenehmer Sommerabend mit Käse, Tomaten, Rotwein – herrlich! Was aber, wenn man am nächsten Tag Hautausschlag kriegt? Bauchweh, Durchfall oder gar Atemnot? Sieht nach einer Allergie aus. Ist meist aber „nur” eine Pseudoallergie.

Als Pseudo(Schein)allergien werden Erkrankungen bezeichnet, deren Symptome jenen einer richtigen Allergie ähneln. Im Gegensatz zu den Allergien sind aber Pseudoallergien keine immunologischen Erkrankungen. Die allergieähnlichen Symptome können ausgelöst werden, weil entweder Mastzellen aktiviert werden und dadurch Histamin freigesetzt wird, oder weil Histamin im Blut aufgrund eines Enzymmangels nicht abgebaut werden kann (Histamin-Intoleranz). Eine Diagnose von Pseudoallergien kann daher auch nicht über das Messen von Antikörpern in Blutproben erfolgen. Wenn Mastzellen aktiviert werden und zerfallen, dann setzen sie eine Reihe von Entzündungsstoffe frei. Es entsteht eine Entzündungsreaktion, die sich in allergieähnlichen Symptomen äußert. Bei einer echten Allergie geht eine Phase der Sensibilisierung voraus. Die Symptome treten bei der Pseudoallergie in 50 % der Fälle mit 4 oder mehr Stunden Verzögerung auf und halten länger an als bei der Allergie vom Soforttyp.

Pseudoallergene Stoffe

Neben Medikamenten wie Schmerz- und Rheumamitteln, Muskelrelaxantien, örtliche Betäubungsmittel, Antiepileptika, Opiate, Impfstoffe, Blutdrucksenker, Chemotherapeutika und Röntgenkontrastmitteln, gelten auch verschiedene Nahrungsmittelinhaltsstoffe als Pseudoallergene. Dazu gehören: Farb- und Konservierungsstoffe (Tatrazin und Azorubin, E100 – E1518), Säuerungsmittel, Benzoesäureverbindungen,Aromastoffe, Geliermittel, Verdickungsmittel, Feuchthaltemittel, Emulgator, Geschmacksverstärker (Glutamate), Antioxidationsmittel, Trennmittel, Überzugsmittel, Süßungsmittel (Aspartam),Backtriebmittel, Festigungsmittel, Mehlbehandlungsmittel, modifizierte Stärke, Schaummittel, Schaumverhüter, Schmelzsalz, Stabilisator

Umweltschadstoffe und andere Chemikalien können auch Pseudoallergie hervorrufen. Diese Symptomkomplexe werden von verschiedenen Experten multiple chemische Überempfindlichkeit (MCS-Syndrom), krankmachendes Gebäudesyndrom (Sick-Building-Syndrom) oder Ökosyndrom genannt.

Sehr häufigePseudoallergene sind auch die folgenden:

Biogene Amine: relativ hohe Konzentrationen entstehen gewollt in mikrobiell hergestellten Lebensmitteln wie Hefeextrakt. Durch Reifung unter Verwendung von Mikroorganismen bildet sich insbesondere in bestimmte Käsesorten,Sauerkraut,Rotwein und Rohwurst Histamin.
Darüber hinaus enthalten z.B. folgene Nahrungsmittel biogene Amine:
Schokolade, Banane, Ananas, Avokado, Tomate, Aubergine, Walnuss, Fisch und Schalentiere.  Und die folgenden Nahrungsmittel zählen zu den Histamin-Liberatoren (sie führen im Körper zur Histaminfreisetzung):Schokolade, Kakao, Erdbeeren, Zitrusfrüchte, Schalen- und Krustentiere, Nüsse (besonders ranzige). Ungewollt  entstehen biogene Amine in hohen Konzentrationen durch unsachgemäße Behandlung in bakteriell kontaminierten verdorbenen Lebensmittel. Bei schlecht konserviertem Fisch oder abgelaufenem Haltbarkeitsdatum kann der Histamingehalt in Fischkonserven sogar so hoch sein, dass ein lebensbedrohliches Krankheitsbild entsteht.

Salicylate: Die Salicylsäure ist eine gärungs- und fäulnishemmende organische Säure. Natürlicherweise kommt sie in Beerenfrüchten, Orangen, Aprikosen, Äpfeln, Aprikosen, Ananas, Gurken, Oliven, Weintrauben, Wein vor. (Biologisch angebaute Pflanzen haben meist einen höheren Gehalt an Salicylaten als die konventionell Angebauten!)Als Medikamente befinden sich Abkömmlinge der Salicylate wie die Acetylsalicylsäure (z.B. Aspirin) oder das Salicylamid und andere nicht steroidale entzündungshemmende Mittel gegen Schmerzen, zur Fiebersenkung, zur Herzinfarktvorbeugung oder gegen rheumatische entzündliche Erkrankungen.

Lektine lösen direkt eine Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen aus. Die kommen vor allem in Gemüse, Früchten und Getreidearten vor. So lösen Erdbeeren, aber auch Soja Pseudoallergien aus.

Achtung! Folgende Lebensmittel können Zusatzstoffe enthalten, ohne dass diese deklariert sind:

  • unverpackte, verarbeitete Lebensmittel (z. B. Brot, Kuchen, Kekse, Wurst, Feinkostsalate)
  • Kartoffelprodukte (Kroketten, Pommes frites, vorgeschälte Kartoffeln etc.)
  • viele alkoholische Getränke
  • Schokolade, Pralinen
  • Lebensmittel mit zusammengesetzten Zutaten (Fruchtzubereitung in Joghurt)

Pseudoallergien machen richtig krank

Die Unterscheidung in „Pseudo-” und „echte” Allergien bedeutet nicht, dass Menschen mit Allergien richtig krank sind und Pseudoallergiker nicht. Pseudoallergien sind keine „eingebildeten” Krankheitsbilder, sondern genau so schwerwiegend, wie echte Allergien. Die Betroffenen leiden genau so heftig, auch wenn ihre allergische Reaktion nicht vom Immunsystem abhängt. Die Symptome sind, wie z. B.:

  • Schwellung, Rötung und Juckreiz an den Schleimhäuten im Mund- und Rachenraum
  • Rhinitis
  • Nasenpolypen
  • asthmatische Atembeschwerden
  • Beschwerden im Magen-Darm-Trakt: starke Blähungen, Magenschmerzen, Übelkeit, Durchfall
  • Urtikaria, Neurodermitis
  • Angioödem (Hautschwellung)
  • Kreislaufreaktionen

  • Kopfschmerzen
  • Erschöpfung, Gedächtnisstörungen, Reizbarkeit und depressiven Verstimmungen

Warum mit zunehmendem Alter generell die Gefahr von Unverträglichkeiten steigt, ist noch nicht ausreichend geklärt. Begünstigt werden diese Unverträglichkeiten durch Stoffwechselkrankheiten, erhebliche Verschlackung, Verdauungsstörungen und durch die gleichzeitige Einnahme mehrerer unterschiedlichen Medikamente. Aber auch durch psychische Faktoren wie Stress oder Depression.

Suche nach dem Auslöser

Die wichtigsten Unterschiede gegenüber echten Allergien bestehen darin, dass bei pseudoallergischen Reaktionen

  • der Spiegel des Antikörpers IgE im Blut nicht erhöht ist,

  • keine Phase der Sensibilisierung stattfindet und die Symptome bereits beim ersten Kontakt mit der körperfremden Substanz auftreten,

  • das Auftreten und das Ausmaß der Beschwerden stark durch die Konzentration des jeweiligen Auslösers beeinflusst werden. Es kann sein, dass geringe Mengen der Substanz vertragen werden und erst mit steigender Menge an histaminfreisetzenden Substanzen oder aufgenommenem Histamin nimmt die Schwere der Symptome zu.

Da IgE-Antikörper die nötige Voraussetzung für die Allergiediagnostik mit Haut- und Bluttest sind, lassen sich Pseudoallergien nicht durch allgemeine Allergietests nachweisen. Das Weglassen der verdächtigten Substanz und die anschließende Provokation sind notwendig, um die Diagnose zu sichern. Bei Verdacht auf eine Pseudoallergie durch Nahrungsmittelinhaltsstoffe wird eine standardisierte Auslassdiät und nachfolgende Gabe der verdächtigen Auslöser durchgeführt.Die Durchführung einer Auslassdiät mit einer pseudoallergenarmen Kost ist nicht einfach. Die pseudoallergenarme Ernährung wird für ca. 3-4 Wochen durchgeführt. Ein Diäterfolg stellt sich oft erst nach 10-14 Tagen ein. Es ist wichtig, dass die Diät in der ganzen Zeit strikt eingehalten wird! Jeder Diätfehler zögert einen Diäterfolg hinaus. Erst nach erfolgreich durchgeführter Diät kann mit der Suche nach dem/ den konkreten Auslöser(n) begonnen werden.

Andere mögliche diagnostische Verfahren sind:

  • IgG-Antikörperbestimmung (Nahrungmittelintoleranz-Test) aus Blut
  • Bioresonanztesten, wie Meditest, Vega-Test…
  • Kinesiologische Tests

Was kann man tun?
Als Therapie kommt bei einer Pseudoallergie in erster Linie das Vermeiden oder drastische Reduzierung der auslösenden Faktoren in Frage. Die bei echten Allergien oft erfolgreiche Hyposensibilisierung macht hierbei meist keinen Sinn. Mögliche unterstützende Therapien

  • Entschlackungskuren

  • Kolon-Hydrotherapie

  • Bakterienfloraaufbau

  • Verdauungsförderung

  • Leberunterstützung

  • Homöopathie