„Gott gebe mir die Gelassenheit, die Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, die Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom andern zu unterscheiden.“ 

Burnout-Syndrom – was ist das eigentlich?

“Arbeiten, die ich früher mit links erledigt habe, kriege ich nicht mehr gebacken.” „Nach jeder Beschäftigung – auch nach eigentlich leichten körperlichen Belastungen – fühle ich mich wie ausgelaugt.“ „Ich habe überhaupt keine Energie mehr, Verabredungen mit meinen Freunden zu treffen – es ist mir einfach alles zuviel.“ Dies sind einige typische Äußerungen, wie wir sie tagtäglich von Menschen mit Burnout-Syndrom hören.

Unter Burnout-Syndrom verstehen wir das Phänomen des “Ausgebranntseins”, welches von körperlicher und seelischer Erschöpfung begleitet wird. Die Menschen mit Burnout-Syndrom fühlen sich wie ein abgebranntes Streichholz (siehe Abbildung). Besonders häufig sind Menschen in sozialen Berufen betroffen, die unter emotionaler Überbeanspruchung oder einer Daueranspannung leiden. Auch begrenzte Handlungsmöglichkeiten werden oft als stark belastend erlebt.

Patienten mit Burnout-Syndrom fühlen sich ausgebrannt.

Vom Burnout-Syndrom abzugrenzen ist das CFS (= Chronic fatigue syndrom, chronisches Müdigkeitssyndrom). Da die Begriffe manchmal etwas unpräzise gebraucht werden, möchte ich sie hier genau erläutern. Das CFS beschreibt eine mindestens 6 Monate anhaltende Erschöpfung, welche zu einer deutlichen Einschränkung der bisherigen Aktivitäten geführt hat und bei der andere Ursachen für die Erschöpfung ausgeschlossen wurden. Beim CFS müssen außerdem von den folgenden 8 Nebenkriterien noch mindestens 4 erfüllt sein:

  • Beeinträchtigung des Kurzzeitgedächtnisses oder der Konzentration
  • Halsentzündung
  • Schmerzhafte Hals- oder Achsellymphknoten
  • Muskelschmerzen
  • Gelenkschmerzen
  • Kopfschmerzen
  • Kein erholsamer Schlaf
  • Unwohlsein nach körperlicher Anstrengung.

Die folgenden Ausführungen beziehen sich nicht auf das CFS, das chronische Müdigkeitssyndrom, sondern auf eine allgemeine Erschöpfung, die durch stärkere Belastungen schon erklärbar ist, während beim CFS die Erschöpfung „aus heiterem Himmel“ (nicht selten aber nach einem Infekt) auftritt. Alle gegebenen Hinweise sind bei Patienten mit CFS durchaus unterstützend hilfreich, wären aber allein noch nicht ausreichend.

Symptome – Hinweise auf ein Burnout-Syndrom

Das Burnout-Syndrom kann sich ganz vielfältig äußern. Die Beschwerden können auf den unterschiedlichsten Ebenen auftreten. Wichtig ist, dass sie das normale Maß übersteigen und dass die Regeneration, also die Erholungsfähigkeit eingeschränkt ist. Ein Beispiel: nach einem 10 km-Lauf dürfen Sie natürlich schon einmal „platt“ sein. Eine Dusche und ein erholsamer Nachtschlaf bringen Sie aber im wahrsten Sinne des Wortes wieder auf die Beine. Nicht so beim Burnout-Syndrom: Körperliche Belastungen, die Sie vor kurzem noch locker weggesteckt haben, erschöpfen Sie mitunter für mehrere Tage. Eine harte 50-60 Stunden-Arbeitswoche (Termindruck und Stress, weil etwa ein wichtiges Projekt fertig werden musste) ist für jeden belastend. Ein Wochenende oder der Urlaub reicht aber meist aus, um die Energiereserven wieder aufzufüllen. Nicht so beim Burnout-Syndrom: Auch ein mehrwöchiger Urlaub – ohne anstrengende Tätigkeiten – genügt dann nicht, um Sie wieder richtig fit zu machen. Hier können Sie überprüfen, ob Sie sich mit Ihren Symptomen auf den einzelnen Ebenen wieder finden (Sie müssen nicht alle Symptome aufweisen):

Körperlich: Mental: Emotional: Folgen für das Verhalten:
Herzbeschwerden
Verdauungsbeschwerden
Kopfschmerzen
Müdigkeit
Lustlosigkeit
Muskelverspannungen,
Rückenschmerzen
Konzentrationsstörungen
Entscheidungsschwäche
Verminderte Belastbarkeit
Verminderte Motivation
Unruhe
Nervosität
Pessimismus
Depressive Verstimmungen
Gefühl der inneren Leere
Vermindertes Selbstwertgefühl
Kompensationsversuche mit Hyperaktivität
Später Resignation
Fehlende soziale Kontakte zu Mitarbeitern, Angehörigen, Freunden
Flucht in Suchtmittel (Koffein, Nikotin, Alkohol, Kokain, Amphetamine etc.)

Was können Sie beim Burnout-Syndrom tun? Im Folgenden finden Sie einige Hinweise, was Sie tun (oder besser nicht tun) sollten, um das Burnout-Syndrom nicht zu verstärken, sondern zu lindern oder gar zu heilen.

Ernährung – „Mars bringt verbrauchte Energie zurück“

Diesen einprägsamen Spruch kennen Sie alle aus der Werbung. Schokoriegel und andere Süßigkeiten (z. B. Schokolade, Mars, Snickers, Milchschnitte) enthalten viel Zucker. Dieser geht schnell ins Blut und bringt daher tatsächlich vorübergehend Energie. Solche „Energiespender“ haben aber mehrere gravierende Nebenwirkungen:

  • Sie enthalten viel Energie (meist mehrere hundert Kalorien pro 100 g), die rasch in Fett umgewandelt werden. Es droht Übergewicht.
  • Sie enthalten relativ zum Energiegehalt wenige Vitamine und Mineralstoffe. Es droht eine Vitalstoffarmut (was das für den Menschen mit Burnout-Syndrom bedeutet, erfahren Sie weiter unten).
  • Sie enthalten viel Zucker (meist in einer sehr klebrigen Form). Es droht Karies.
  • Sie enthalten viel Fett (meist in Form gesättigter Fettsäuren). Es droht ein Anstieg der Triglyceride und des Cholesterins (langfristig Herzinfarkt– und Schlaganfallgefahr!).
  • Sie enthalten viele Transfettsäuren (das sind ungesättigte Fettsäuren, die im Körper natürlicherweise nicht vorkommen). Es drohen massive Steigerungen des Cholesterins (nach amerikanischen Studien stellen Transfettsäuren eine wesentlich höhere Gefahr für den Herzinfarkt dar wie Cholesterin oder gesättigte Fettsäuren).
  • Und das Wichtigste: sie führen kurzfristig zwar zu einem deutlichen Blutzuckeranstieg. Durch einen reaktiven Insulinanstieg kommt es anschließend aber zu einer Unterzuckerung mit erneutem Gefühl des Energiemangels, mangelnder körperlicher und intellektueller Leistungsfähigkeit und zu Heißhunger. Dies führt zu einer erneuten Zufuhr von Schokoriegeln oder Ähnlichem und der Teufelskreis schließt sich…

Was ist zu tun? Natürlich dürfen Sie (gelegentlich) einmal einen Schokoriegel verzehren, wenn Ihnen danach ist. Aber gerade Menschen mit Burnout-Syndrom sollten dies eher selten tun. Besonders dann nicht, wenn sie gerade erschöpft sind oder einen Hunger nach solchen scheinbar Energie spendenden, in Wirklichkeit aber Energie raubenden „Dopingmitteln“ haben.

Essen Sie vollwertig. vollwertige Kost enthält alle Nährstoffe, die Sie für Ihre Leistungsfähigkeit benötigen. Und das ist eben nicht nur Zucker, der zwar ein Strohfeuer entfacht, aber keine lang anhaltende Glut. Wir benötigen auch Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente für eine physiologische und ökonomische Energiegewinnung.

Vollwertkost besteht zum großen Teil aus langsam resorbierbaren Kohlenhydraten in Form von Vollkornbrot, Vollkornreis, Vollkornnudeln, Frischkornbrei etc. Die Energie aus diesen Lebensmitteln schießt nicht ins Blut wie bei den Schokoriegeln. Sie strömt vielmehr langsam, aber dafür nachhaltiger. Es gibt hierunter kein spätvormittägliches Tief und auch keine Unterzuckerung mit Heißhunger.

Sollte doch einmal zwischendurch Hunger auftreten, so sind Sie mit einem Apfel, einer Karotte oder einer Reiswaffel viel besser bedient. Auch diese Lebensmittel bringen Energie, erzeugen aber keine reaktive Unterzuckerung. Zu den Hauptmahlzeiten viel Gemüse, zum Nachtisch Obst statt Pudding oder Kuchen. Das hilft langfristig bei Burnout-Syndrom. Schokoriegel begünstigen das Burnout-Syndrom.

Wem das alles zu theoretisch ist, hier noch ein wissenschaftliches Experiment, welches die obigen Behauptungen untermauert: Versuchspersonen wurden zufallsmäßig in zwei Gruppen eingeteilt. Die eine Gruppe erhielt ein normales Frühstück mit Marmeladenbrötchen, gezuckertem Kaffee und Orangensaft. Die andere Gruppe erhielt ein Vollwertfrühstück mit Frischkornbrei oder Vollkornbrot sowie frischem Obst. Etwas später mussten sich beide Gruppen einem Intelligenztest unterziehen. Die Gruppe mit dem „normalen“ Frühstück schnitt signifikant schlechter ab. Noch Fragen?

Kaffee – Doping für Arme

So ein schöner Kaffee ist doch was Leckeres! Und danach fühlt man sich doch richtig fit. Man ist konzentrierter, man hat viele kreative Ideen, die Arbeit geht einem viel leichter von der Hand, man könnte Bäume ausreißen. Dasselbe passiert mit Schwarztee, Grüntee, Kola und allen anderen koffeinhaltigen Getränken. Kein Zweifel: Koffein macht uns physisch und intellektuell leistungsfähiger.

Kaffee putscht auf, macht aber energiearm. 

Doch wussten Sie, dass Koffein auf der Dopingliste für Sportler steht? Wenn eine bestimmte Koffeinmenge im Blut oder Urin überschritten wird, dann werden Sportler disqualifiziert und ihnen droht eine empfindliche Wettkampfsperre. Warum stehen so alltägliche Genussmittel wie Kola und Kaffee auf der Dopingliste? Koffein führt zu einer Leistungssteigerung bei bestimmten Sportarten, was einen unerlaubten Vorteil darstellen würde. Im beruflichen Alltag wäre eine solche Leistungssteigerung natürlich nicht verboten. Der zweite Nachteil ist aber viel gravierender. Der natürliche Schutz des Organismus vor einer Selbstausbeutung der letzten Energiereserven wird durch eine solche Droge (und das ist Koffein im pharmakologischen Sinne) unterlaufen. Beim Sportler könnte eine solche Entleerung der letzten Reserven während eines Wettkampfes, an dem er bis an die Grenzen (oder durch eine Überdosis Koffein auch darüber hinaus) geht, zu irreversiblen Schäden führen. Dasselbe passiert ebenso im Alltag, wenn auch nicht akut, sondern chronisch.

Koffein bringt keine Energie, es mobilisiert Energiereserven. Wenn die Batterie aber ohnehin schon fast leer ist – und das ist beim Burnout-Syndrom ja der Fall -, dann wird diese fast aufgebrauchte Batterie noch weiter entleert. Vor solchen so genannten Tiefenentladungen werden wir von den Elektrikern bei den Batterien nicht zu Unrecht gewarnt – die Batterien gehen dadurch nämlich kaputt. Menschen mit Burnout-Syndrom werden nicht vor Tiefenentladungen ihrer Batterie durch Koffein gewarnt.

Ein weiteres Problem beim Koffein. Es tritt eine Gewöhnung ein. Wenn sie einmal eine Tasse Kaffee trinken, hat sie einen sehr anregenden Effekt. Wenn Sie jeden Tag eine Tasse Kaffee trinken, lässt dieser Effekt deutlich nach. Nach einiger Zeit passiert sogar überhaupt nichts mehr. Außer, wenn Sie die morgendliche Tasse Kaffee weglassen. Dann werden Sie nämlich noch erschöpfter sein als Sie es sonst sind. Das glauben Sie nicht? Probieren Sie es aus. Lassen Sie einmal für drei Tage alles Koffein weg. Wenn Sie sich dabei noch viel erschöpfter fühlen als sonst, wenn vielleicht sogar Kreislaufstörungen oder Kopfschmerzen auftreten, dann besteht schon weit mehr als eine Gewöhnung, dann besteht schon eine körperliche Abhängigkeit.

Hierzu wieder ein wissenschaftliches Experiment (Eidgenössische Technische Hochschule Zürich 1994): Man hat normale Kaffeetrinker (2 Tassen täglich, das ist ja fast nichts) gebeten, für einige Tage keinerlei koffeinhaltige Getränke zu sich zu nehmen. Stattdessen wurden sie zufallsmäßig in zwei Gruppen eingeteilt, von denen die eine Hälfte morgens eine Tablette mit dem Koffeingehalt von 2 Tassen Kaffee erhielt, die andere Gruppe erhielt eine Tablette mit Milchzucker (Placebo). Alle Versuchspersonen sollten in einem Tagebuch ihre Beschwerden beschreiben. In der Koffeingruppe gab es keinen Unterschied. Die Placebo-Gruppe ohne Koffein entwickelte zu 90 % Müdigkeit, Erschöpfung und Konzentrationsstörungen, die Hälfte hatte einen Kopfschmerzanfall und 10% beklagten depressive Symptome. Das alles war nach wenigen Tagen wieder verschwunden. Die Forscher interpretierten die Beschwerden jedoch als Entzugssymptome bei einer körperlichen Abhängigkeit (und das bei 2 Tassen täglich!). Merken Sie etwas? Die Entzugssymptome entsprechen ziemlich genau denjenigen beim Burnout-Syndrom. Ich behaupte: Koffein schützt nicht vor Burnout-Syndrom, es verursacht es! Natürlich nicht allein, aber es ist ein Mosaikstein im Puzzle des Burnout-Syndrom s.

Ein weiteres Indiz dafür: Die Deutschen sind fast Weltmeister im Kaffeetrinken (mehr als 150 Liter vom Säugling bis zum Greis pro Jahr). Nur wenige Nationen (ich glaube die Finnen trinken noch mehr) haben mehr „Kaffeetanten“ als die Deutschen. Interessanterweise gibt es auch fast nirgendwo so viele Menschen, die über Burnout-Syndrom klagen, wie in Deutschland. Das ist doch merkwürdig.

Wenn Sie sagen: „Lieber Doktor, ich mache alles, um meiner Erschöpfung Herr zu werden, aber bitte lass mir den Kaffee.“, dann vermute ich keine Abhängigkeit vom Koffein, dann bin ich mir dessen sicher. Jeder Mensch mit Burnout-Syndrom sollte einmal einen Koffein-Entzungs-Versuch durchführen. Gerade wenn Sie glauben, es ohne Kaffee (Schwarztee etc.) nicht aushalten zu können, dann müssen Sie es versuchen.

Lassen Sie alle koffeinhaltigen Getränke einmal im Urlaub weg, wenn Sie sich eine noch schlimmere Schwächeperiode erlauben können. Wenn es Ihnen die ersten drei Tage richtig dreckig geht – wunderbar! Dann sind Sie nämlich auf dem richtigen Weg. Nach etwa einer Woche haben Sie den Entzug hinter sich und Sie fühlen sich so gut oder so schlecht wie vor Beginn des Versuches. Dann aber geht es aufwärts und Sie werden langsam leistungsfähiger. Halten Sie vier Wochen durch und Sie werden die Symptome des Burnout-Syndrom in etwas geringerer Intensität verspüren.

„Darf ich denn gar keinen Kaffee mehr trinken? Muss ich denn jetzt Asket werden?“ Nein. Aber gebrauchen Sie Kaffee in Zukunft als Genussmittel, missbrauchen Sie ihn aber nicht als Dopingmittel. Nichts spricht dagegen, einmal nachmittags zu einem Stück Kuchen eine aromatisch duftende Tasse Kaffee zu trinken. Genießen Sie auch ab und zu einen Espresso nach einem guten Essen beim Italiener. Warum denn nicht? Aber kein Genussmittel sollte täglich verzehrt werden. Trinken Sie beispielsweise an drei Tagen (nicht hintereinander) in der Woche koffeinhaltige Getränke, so bleibt deren stimulierende Wirkung erhalten. Es tritt keine Gewöhnung und auch keine Abhängigkeit ein. So sollte meines Erachtens jeder gesunde Mensch mit Koffein umgehen, der Mensch mit Burnout-Syndrom muss so damit umgehen, wenn er nicht immer tiefer in die Erschöpfung rutschen will.

Nebenbei: Koffein wirkt stark auf die Niere und führt dort zu einer vermehrten Ausscheidung von Wasser und Salz, aber auch von Kalium, Magnesium, Zink und Kalzium – wichtige Elektrolyte, die wir für unsere körperliche und geistige Leistungsfähigkeit benötigen.

Alkohol ist doch gesund – oder?

Alkohol kann entspannen und unser Wohlbefinden steigern. In letzter Zeit häufen sich medizinische Studien, die einen Nutzen von Alkohol zur Vorbeugung von Arteriosklerose verheißen. Ja, Alkohol ist ein in unserer Gesellschaft legitimiertes Genussmittel, welches wir nicht missen möchten. Ja, geringe Mengen Alkohol (1 Drink = 1 Flasche Bier, 1 Glas Wein oder ein Gläschen einer Spirituose) scheinen tatsächlich gewisse präventive Effekte bei Arteriosklerose zu entfalten – vorausgesetzt es liegen keinen Gegenanzeigen vor: Bei einer Suchtstruktur, Lebererkrankungen, Übergewicht, erhöhte Triglyceride (Blutfette), Hyperurikämie (erhöhte Harnsäure), Herzrhythmusstörungen oder Bluthochdruck sollten Sie Alkohol gar nicht oder viel seltener als in der obigen „Empfehlung“ zu sich nehmen.

Und auch Menschen mit Burn Out-Syndrom sollten beim Alkohol besonders vorsichtig sein. Natürlich dürfen Sie abends einmal zur Entspannung einen Martini trinken oder bei einer Feier mit einem Glas Sekt anstoßen. Passen Sie jedoch auf, wenn Sie merken, dass Sie fast jeden Abend zum „Cool down“ etwas Alkoholisches benötigen. Oder wenn Sie Alkohol gar brauchen, um Ihren Frust wegen des Burn Out-Syndrom s oder anderer Enttäuschungen zu ertränken. Dann besteht Abhängigkeitsgefahr. Und vergessen Sie bitte nicht: Alkohol hat nicht nur einige Vorteile und Nebenwirkungen (siehe Gegenanzeigen), es ist auch ein wichtiger Vitalstoffräuber. Über die Niere wird vermehrt Magnesium ausgeschieden, was gerade für den Menschen mit Burn Out-Syndrom ein Mangelmineralstoff sein kann. Fast alle B-Vitamine werden durch die Verarbeitung des „Giftes“ Alkohol in erhöhtem Maße verbraucht. Und B-Vitamine sind für alle Vorgänge der Energiegewinnung, aber auch für die richtige Funktion unserer Nerven von essentieller Bedeutung.

Rauchen – Raubbau am eigenen Körper 

Wie Sie oben (und im ersten Teil des Burnout-Syndrom -Artikels) sehen, habe ich gegen einen gelegentlichen Kaffee oder auch ein alkoholisches Getränk nichts einzuwenden – ganz im Gegenteil. Anders schaut dies aber beim Nikotin aus. Hier ist überhaupt kein langfristiger Nutzen zu erkennen. Ich will Ihnen jetzt gar nichts von Lungenkrebs, Herzinfarkt, vorzeitiger Hautalterung oder Impotenz erzählen – all dies sind Spätfolgen des Rauchens. Es soll hier „nur“ um die Leistungsfähigkeit gehen.

Raucher schneiden in Intelligenztests besser ab, wenn Sie vorher eine Zigarette geraucht haben als wenn Sie keine geraucht haben. Sie schneiden aber nicht besser als Nichtraucher ab. Das heißt: Raucher müssen immer eine gewisse Menge ihrer Droge im Körper haben, damit sie nur ihre Normleistung abrufen können.

Langfristig nimmt die geistige Leistungsfähigkeit jedoch ab (wegen der vorzeitigen Gefäßverkalkung). Auch die körperliche Leistungsfähigkeit erfährt beim Raucher langfristig durch Verkalkungen der Bein- und vor allem der Herzkranzgefäße. Auch kurzfristig nimmt jedoch die körperliche Leistungsfähigkeit ab. Im Zigarettenrauch befindet sich (neben mehreren hundert anderen schädlichen Stoffen) auch Kohlenmonoxid (kennen Sie sicherlich von tödlichen Kohlenmonoxidvergiftungen in Campingwagen). Kohlenmonoxid hat eine 200fach stärkere Bindungsfähigkeit an den Sauerstoff transportierenden Blutfarbstoff Hämoglobin als Sauerstoff selbst. Geringe Mengen Kohlenmonoxid können also Sauerstoff vom Transport im Körper verdrängen. Raucher haben – je nach Anzahl der Zigaretten und der Inhalationstiefe – 5-10 % ihres Blutfarbstoffes mit Kohlenmonoxid gesättigt. Dieser Farbstoff transportiert in den nächsten 12 Stunden keinen Sauerstoff mehr!

Dazu kommt noch, dass bei Rauchern die Lungenfunktion häufig signifikant eingeschränkt ist. Raucher kriegen also viel weniger Sauerstoff in ihre Lungen. Von diesem Sauerstoff wird wegen des Kohlenmonoxids dann noch viel weniger zu den Gewebszellen transportiert. Raucher befinden sich ständig in einer leichten Sauerstoffnot. Dass wir Sauerstoff für unsere Energiegewinnung in den Mitochondrien dringend benötigen, brauche ich niemandem zu sagen. Der Raucher mit Burn Out-Syndrom, der es schafft, seinen Missbrauch zu beenden (ich sage bewusst „Missbrauch“, denn es gibt keinen sinnvollen „Gebrauch“), wird in den nächsten Wochen (solange dauert es, bis sich die Lunge regeneriert hat) einen deutlichen Leistungszuwachs verzeichnen.

Dazu kommt noch, dass auch das Rauchen ein starker Nährstoffräuber ist. Im Rauch ist viel Kadmium enthalten. Kadmium ist ein starkes Nierengift und krebserregend. Der Körper verbraucht Zink zur Entgiftung des gefährlichen Kadmiums. Zink ist aber unersätzlich für unseren Kohlenhydratstoffwechsel, für die Immunabwehr und für unsere Zellregeneration (z.B. Wundheilung). Zigarettenrauch enthält viele freie Radikale. Das sind hochaggressive Moleküle, die biologische Strukturen angreifen und zerstören. Ein einziger Inhalationszug enthält 1014 freie Radikale, das sind 100 Billionen oder 100.000.000.000.000. Zur Entgiftung benötigen wir Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E oder Beta-Carotin, die dann für andere Stoffwechselvorgänge nicht mehr zur Verfügung stehen.

Bewegung – das einzige Mittel zur natürlichen Leistungssteigerung

Sich richtig ernähren, fast alle Genussmittel weglassen – das ist ja schon schlimm genug. Und jetzt komme ich daher und sage dem Menschen mit Burn Out-Syndrom, er soll sich auch noch sportlich betätigen. Genau das kann er doch nicht, dafür hat er doch gar keine Energie mehr. Wenn jemand mit Burn Out-Syndrom von seiner Arbeit noch Hause kommt, dann fällt er in den Sessel und möchte nur noch seine Ruhe haben. Und dann soll er sich auch noch zu sportlichen Höchstleistungen aufraffen? Das geht doch nicht.

Was passiert mit den Muskeln und dem Lunge-Herz-Kreislauf-System, wenn sich jemand nicht oder kaum körperlich belastet? Alles, was nicht ständig trainiert wird, verkümmert. Das gilt für unsere Knochen, für unser Immunsystem, für unseren Verstand – und natürlich auch für Muskeln, Lunge, Herz und Kreislauf. „Bewegungsmuffel“ werden immer schwächer. Und weil sie immer schwächer werden, bewegen sie sich immer weniger. Der Teufelskreis schließt sich. Sie haben nur eine Möglichkeit, aus diesem fatalen Teufelskreis herauszukommen: Bewegen Sie sich!

Auch wenn es beim Burn Out-Syndrom schwer fällt, aber gerade dann müssen Sie sich bewegen. Das heißt ja nicht, dass Sie jeden Tag einen Marathonlauf absolvieren müssen. Sie sollten sich aber mehrmals (mind. 2-3x) in der Woche körperlich ausdauernd belasten, dass Sie sich leicht angestrengt, aber nicht überfordert fühlen.

An Ausdauerbelastungen stellen wir drei Anforderungen:

  • Es soll regelmäßig und  häufig genug stattfinden, z.B. 3x/Woche.
  • Es muss mindestens 20 Minuten, besser 30 oder 40 Minuten dauern, damit man in den Bereich der Ausdauerleistung hinein kommt.
  • Es soll moderat sein. Sie sollten nicht völlig außer Puste geraten, sondern nur leicht angestrengt.

Diese Ausdauerregeln gelten im Prinzip für den Ausdauerleistungssportler genauso wie für den Patienten mit Burn Out-Syndrom. Wenn Sie nach Ihrer Belastung den halben Tag wie ein Schluck Wasser in der Kurve hängen, dann war es zuviel. Finden Sie selbst die Bewegungsintensität, – dauer und –häufigkeit heraus, die Ihnen gerade noch genehm ist. Auch bei den Ausdauersportarten können Sie frei wählen. Alle Sportarten, die Sie über 20 Minuten am Stück ausführen können, sind geeignet:

  • Spazierengehen
  • Walking
  • Nordic Walking
  • Jogging
  • Schwimmen
  • Fahrradfahren
  • Ergometertraining
  • Rudern
  • Inlineskating etc.

Sie werden merken, dass Sie sich nach der Belastung und der anschließenden Dusche (vielleicht sogar mit einem kurzen, kalten Duschen am Ende nach Kneipp) meist besser fühlen also vorher. Bleiben Sie mindestens drei Monate „am Ball“. Dann werden Sie feststellen, dass Ihnen etwas fehlt, wenn Sie sich nicht körperlich betätigen. Sie werden dann auch bemerken, dass erste Trainingseffekte eingesetzt haben. Dieselbe Strecke wie am Anfang bewältigen Sie nun in kürzerer Zeit oder (bei gleicher Zeit) mit weniger Anstrengung. Nicht trotz, sondern wegen des Burn Out-Syndrom sollten Sie sich körperlich angemessen (!) belasten. Überwinden Sie Ihren „inneren Schweinehund“, es lohnt sich!

Krankheiten – der Körper im Dauerlauf

Wenn Sie ernsthaft krank sind, dann leistet Ihr Körper Schwerstarbeit. Eine Patientin nach einer Krebsoperation, ein Rheumatiker mit erheblicher Entzündungsaktivität oder auch nur ein Mensch mit einem banalen, fieberhaften, grippalen Infekt – sie alle verbrauchen unglaublich viel Energie. Sie dürfen dann erschöpft sein. Möglicherweise sogar noch Wochen oder Monate danach. Irgendwann sollte der Körper diese Erschöpfung aber auch wieder überwunden haben.

Laden Sie Ihre Batterien wieder auf!

Ich möchte Ihnen hier nur exemplarisch drei Erkrankungen vorstellen, die gar nicht so selten sind und Symptome von Burnout imitieren können:

  • Schilddrüsenunterfunktion: Die Schilddrüse ist sozusagen die Zündkerze für unseren Stoffwechsel. Hier wird der Energiegrundumsatz festgelegt. Hier entscheidet sich auch, ob wir träge oder im Gegenteil überdreht sind. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion werden zu wenige Schilddrüsenhormone gebildet. Dieser Mangel führt u.a. zu Müdigkeit, Trägheit, Konzentrationsschwäche, Frieren, Übergewicht. Die Ursachen hierfür liegen im Jodmangel oder einer gar nicht so seltenen Schilddrüsenentzündung, die langfristig zu einem Versagen der Schilddrüse führen kann. Nebenbei: Eine Schilddrüsenüberfunktion kann auch zu einem Burnout führen, da der Organismus ständig „auf Hochtouren“ läuft, was sich langfristig auch in einer Erschöpfung niederschlägt.
  • Schlafapnoe: Schnarchen Sie? Sind Sie tagsüber manchmal wie zerschlagen und neigen dazu einzuschlafen? Und weisen Sie auch sonst einige der im 1. Teil aufgeführten Symptome von Burnout auf? Dann bitten Sie Ihren Partner doch, einmal darauf zu achten, ob Sie nachts Atemstillstände haben. Der Atem setzt dann für einige Sekunden komplett aus, um dann mit einem Schnarcher wieder einzusetzen. Der Schlaf wird durch ein solches Schlaf-Apnoe-Syndrom sehr gestört und ist wenig erholsam. In einem speziellen Schlaflabor können die Diagnose und das Ausmaß der Erkrankung gesichert werden. Wenn Gewichtsreduktion und der Verzicht auf abendlichen Alkoholkonsum zu keiner Besserung führen, dann kann mit einer speziellen Maschine zur Unterstützung der nächtlichen Atmung Abhilfe geschaffen werden. Die auf diese Weise erfolgreich behandelten Patienten geben einen deutlichen Anstieg ihrer Leistungsfähigkeit an, Symptome von Burnout bessern sich deutlich.
  • Eisenmangel: Eisenmangel führt zu Blutarmut. Bei Blutarmut wird weniger Sauerstoff transportiert. Müdigkeit, Erschöpfung, verringerte Leistungsfähigkeit und weitere Symptome von Burnout treten auf. Durch eine einfache Untersuchung des Blutbildes kann der Arzt diesen Mangel entdecken und mit entsprechenden Eisengaben in wenigen Wochen bis Monaten beheben (es sei denn, es liegen chronische Blutverluste oder eine Aufnahmestörung im Darm vor, die es dann abzuklären gilt).

Neben diesen somatischen (körperlichen) Störungen, die zu einem Burnout führen können, sollten Sie natürlich auch an die Seele denken. Das heißt keineswegs, dass Sie bei einem Burnout „auf die Couch des Psychologen“ müssen. Sie sollten sich allerdings darüber klar werden, ob und wieweit Einstellungen und Verhaltensweise einen Burnout begünstigen können.

Die Psyche, die inneren Einstellungen – erschöpfe ich mich selbst?

Burnout – wenn alles über den Kopf wächst 

Erkennen Sie sich in der Abbildung wieder? Besteht bei Ihnen vielleicht ein Ungleichgewicht zwischen „Kopf und Bauch“. Woody Allen sagte einmal: „Es ist sehr schwer, Herz und Kopf im Leben zusammenzubringen. In meinem Fall sind sie nicht einmal locker miteinander befreundet.“ Das trifft in ähnlicher Form auf viele Menschen mit Burnout zu. Viele Tätigkeiten werden vom Verstand her gesteuert, ohne darauf zu achten, ob die Gefühle dabei mitspielen.

Prüfen Sie bitte auch, ob folgende Aussage mehr oder weniger auf Sie zutrifft:

„Ich habe –    zuviel

  • für zu viele
  • für zu lang
  • mit zuwenig Rücksicht auf mich selbst getan.“ 

Burnout– wenn das Streichholz von beiden Seiten abbrennt 

Menschen mit Burnout machen oft mehr, als für sie gut ist. Neben den eigenen beruflichen und privaten Aktivitäten haben sie oft noch Tätigkeiten in Verein, Kirche, Partei, Selbsthilfegruppen usw. Ein Streichholz, das von beiden Enden her abbrennt (s. Abb.), ist eben schneller ausgebrannt – und genauso fühlt man sich ja auch beim Burnout.

Was ist zu tun? 

Entwickeln Sie ein Schutzprogramm gegen Burnout. Die folgenden Programmpunkte sollen Ihnen einzelne Aspekte aufzeigen, die üblicherweise von Menschen mit Burnout nicht genügend beachtet werden.

Schutz vor Burnout:

  • Sorgen Sie sich mehr um sich selbst. Entwickeln Sie einen „gesunden Egoismus“. Sie müssen nicht immer für die anderen da sein.
  • Nehmen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse besser wahr. Worauf haben Sie Lust? Was möchten Sie wirklich tun? Klar, wir können nicht immer und sofort unseren Wünschen nachgeben. Aber es dann gar nicht zu tun, kann auch keine Lösung sein.
  • Respektieren Sie Ihre eigenen Wünsche. Bei den Wünschen der anderen tun Sie es doch auch.
  • Und befriedigen Sie auch Ihre Wünsche. Seien Sie lieb zu sich selbst. Verwöhnen Sie sich. Das kann ein schöner Kinofilm sein, in den Sie schon lange gehen wollten. Oder auch einmal ein Nachmittag, den Sie sich einfach „frei nehmen“, um mal bummeln zu gehen. Oder ein Wochenendurlaub, den Sie sich schon so oft gewünscht haben.
  • Seien Sie nicht zu kritisch mit sich selbst. Viele Menschen mit Burnout sehen sich kritischer und haben höhere Erwartungen an sich selbst als an andere. Versuchen Sie, alles so gut zu machen, wie Sie nur können. Aber nicht immer muss man alles 150%ig machen.
  • Seien Sie nicht so perfekt – sowohl andere als auch Sie selbst dürfen Fehler machen. Viele Menschen mit einem Burnout setzen sich mit einem Streben nach Perfektionismus einem unnötigen, vor allem aber Energie zehrenden Druck aus.
  • Gewinnen Sie Kraft aus Ihren Stärken, lassen Sie sich nicht von Ihren Schwächen unterkriegen. Ich kann auf meine Stärken schauen und daraus Kraft gewinnen. Ich kann aber auch nur auf meine Schwächen schauen und immer weniger Selbstbewusstsein entwickeln. Natürlich sollten Schwächen erkannt und – wenn nötig und möglich – ausgemerzt werden. Gerade Menschen mit Burnout sollten sich aber auf ihre, immer noch vorhandenen Fähigkeiten besinnen.
  • Nehmen Sie es mit Humor („Don´t worry, be happy!“). Das heißt nicht, dass Sie alles durch die rosarote Brille sehen sollen. Eine lustige Bemerkung zur rechten Zeit hilft aber über so manchen Tiefpunkt hinweg. Gerade für Patienten mit Burnout („ich habe doch nichts zu lachen“), ist es wichtig, den Humor zu behalten.
  • Suchen Sie sich realisierbare Ziele. Menschen mit Burnout stecken sich die Ziele nicht selten zu hoch. Wenn die Latte gerissen wird, tritt Enttäuschung ein. Backen Sie kleinere Brötchen und freuen Sie sich über jeden kleinen Erfolg und Fortschritt.
  • Hängen Sie die Messlatte nicht zu hoch. 
  • Werden Sie sich klar darüber mit welcher Motivation Sie genau diese Ziele verfolgen. Müssen Sie dieses Ziel tatsächlich erfüllen? Müssen Sie es jetzt erfüllen? Müssen Sie es alleine erfüllen? Suchen Sie sich lohnenswerte Ziele aus, die Sie wirklich weiterbringen und nicht noch weiter bis zum Burnout treiben.
  • Tun Sie einmal Dinge, die keinen Zweck verfolgen, Ihnen aber gut tun. Schalten Sie einmal ab. Menschen mit Burnout sind meistens „on“ (siehe Abb.). Jedes Elektrogerät muss auch einmal abgeschaltet werden, jeder Motor wird einmal abgestellt, um sich zu erholen.