Die intestinale Fruchtzuckerunverträglichkeit

Wie äußert sich eine Fruchtzuckerunverträglichkeit?

Ist es Ihnen auch schon öfter so gegangen: Sie essen ein Stück Obst oder trinken einen Fruchtsaft, verzehren einen Kuchen oder ein Eis, und nach kurzer Zeit werden Sie von heftigen Beschwerden geplagt. Sie haben Völlegefühl und Blähungen, der Leib ist aufgetrieben, mitunter kann es zu krampfartigen Schmerzen des Bauches kommen und eventuell müssen Sie dünne Stühle entleeren. Nach einigen Stunden setzt dann langsam eine Erleichterung ein. Da diese Beschwerden fast immer nach dem Genuss von süßen Speisen auftreten, haben Sie schon an eine Belastung des Darmes mit Candida (bestimmte Hefepilze) gedacht und sich darauf untersuchen lassen. Der Befund war auch positiv. Die anschließende aufwändige Sanierung des Darmes mit Nystatin (Anti-Pilzmittel) und einer strengen Diät hat während der Sanierungsphase für eine gewisse Linderung gesorgt. Danach kamen die Beschwerden jedoch in unveränderter Form zurück. Wenn diese Schilderung auf Sie zutrifft, dann haben Sie wahrscheinlich eine Fruchtzuckerunverträglichkeit.

Was ist eine Fruchtzuckerunverträglichkeit?

Fruchtzucker ist ein Monosaccharid (Einfachzucker). Fruchtzucker wird üblicherweise nur langsam im Darm aufgenommen. Bei einigen Menschen (etwa 2-5 % der Bevölkerung, einige Schätzungen gehen sogar von bis zu 30 % aus, wobei die meisten dann nur eine leichte Form der Fruchtzuckerintoleranz haben und kleinere Mengen gut vertragen können) geschieht dies noch langsamer, weshalb sie bereits bei relativ geringen Mengen Beschwerden bekommen. Es handelt sich dabei nicht um eine Allergie. Dies ist sehr wichtig. Bei einer Allergie können nämlich manchmal geringste Spuren eines Allergens zu einer bedenklichen, im Extremfall sogar lebensbedrohlichen allergischen Reaktion führen. 

Bei der Fruchtzuckerunverträglichkeit ist dies anders. Hier werden – abhängig von der Ausprägung der Fruchtzuckerunverträglichkeit – mitunter noch bedeutsame Mengen gut vertragen. Erst wenn eine bestimmte Schwelle, die individuell sehr unterschiedlich sein kann, überschritten wird, treten die oben erwähnten Symptome auf. Während der Erwachsene ohne Fruchtzuckerunverträglichkeit 30 g oder mehr gut vertragen kann, führt diese Menge bei der Fruchtzuckerunverträglichkeit zu besagter Symptomatik. Die Schwelle kann bei 10 g liegen oder auch schon bei 5 g. Sehr Empfindliche bemerken bereits bei einer Menge von 1 g oder weniger deutliche Beschwerden. 

Nach der Ausprägung der Fruchtzuckerunverträglichkeit muss sich dann auch die Strenge der diätetischen Maßnahmen richten. Besonders fatal: Fruchtzucker ist – anders als der Name vermuten ließe – keineswegs nur in Früchten und Fruchtprodukten enthalten. Der übliche Haushalts- oder Kochzucker besteht aus Rüben- oder Rohrzucker. Dabei handelt es sich um ein Disaccharid (Zweifachzucker). Er besteht zur Hälfte aus Glucose und aus Fruchtzucker. Darum gibt es bei Fruchtzuckerunverträglichkeit auch eine Unverträglichkeit gegenüber allen mit normalem Zucker hergestellten Lebensmitteln.

Was sind die Ursachen der Fruchtzuckerunverträglichkeit?

Die Fruchtzuckerunverträglichkeit ist genetisch bedingt. Die Aufnahmefähigkeit der Darmschleimhaut für Fruchtzucker wird vermutlich von mehreren Genen bestimmt. Daher gibt es auch keinen strengen Erbgang für diese Störung. Die Grunderkrankung kann daher auch nicht ursächlich behandelt werden. Die einzig richtige Therapie (s.u.) ist die symptomatische Therapie mit meiden Fruchtzuckerreicher Nahrung.

Wie wird die Fruchtzuckerunverträglichkeit diagnostiziert?

Wenn aufgrund der klinischen Symptomatik ein begründeter Verdacht besteht, so kann der Arzt einen Fruchtzuckerunverträglichkeit -Test veranlassen. Dabei handelt es sich um einen Provokationstest, bei dem morgens anstelle des Frühstückes eine größere Menge Fruchtzucker (30g oder mehr) in einem Glas Wasser verabreicht wird. Dann wird stündlich der Blutzucker gemessen. Normalerweise kommt es nach der Fruchtzuckerzufuhr zu einem Anstieg des Blutzuckers. Ist dies jedoch nicht in ausreichendem Maße der Fall, so besteht der Verdacht auf eine Fruchtzuckerunverträglichkeit. Dieser Verdacht wird erhärtet, wenn nach der Fruchtzucker die bekannten Symptome (z.B. Blähungen, Durchfall) in starkem Maße auftreten.

Etwas aufwändiger, aber noch genauer ist der Wasserstoffatemtest, der heute als Goldstandard in der Diagnostik der Fruchtzuckerunverträglichkeit gilt. Die Vorbereitung ist mit der des Bluttestes identisch bis auf den Umstand, dass Sie keinen Blutstropfen opfern müssen, sondern stündlich eine Atemprobe abgeben müssen. Diese Atemprobe wird auf die Konzentration an Wasserstoff überprüft. Normalerweise wird die Fruchtzucker bereits in den oberen Darmabschnitten vom Darm aufgenommen. Bei einer Fruchtzuckerunverträglichkeit ist dies natürlich nicht der Fall. Der Fruchtzucker gelangt in tiefere Darmabschnitte, wo sie von bestimmten Bakterien verstoffwechselt wird. Diese produzieren dabei – quasi als Abgase – Wasserstoff. Der Wasserstoff wird von der Darmschleimhaut aufgenommen und verteilt sich im Körper. Ein Teil davon wird in der Lunge ausgeatmet und kann gemessen werden. Wenn eine bestimmte Wasserstoffschwelle in der Atemluft überschritten wird, gilt die Fruchtzuckerunverträglichkeit als gesichert.

Wie wird die Fruchtzuckerunverträglichkeit behandelt?

Die einzig mögliche und erfolgreiche Therapie ist das mehr oder weniger starke Meiden von Fruchtzucker in der Nahrung. Ganz wichtig: Denken Sie daran, dass normaler Haushaltszucker zur Hälfte aus Fruchtzucker besteht und daher ebenfalls gemieden werden muss. „Versteckter“ Zucker ist in vielen Lebensmitteln, besonders in industriell hergestellter Kost, in reichlichem Maße enthalten.

Bekomme ich bei Fruchtzuckerunverträglichkeit nicht sicher einen Vitaminmangel?

Fruchtzuckerunverträglichkeit = weitgehender Verzicht auf Obst = sichere Entwicklung eines Vitaminmangels! Diese Gleichung ist genauso nahe liegend wie falsch. Wie Sie der Liste entnehmen können, sind die meisten Gemüse so fruchtzuckerarm, dass sie reichlich verzehrt werden können. Gravierende Vitaminmangelzustände sollten damit ausgeschlossen sein. Wenn die Fruchtzuckerunverträglichkeit so stark ausgeprägt sein sollte, dass bereits Gemüse zu Beschwerden führt, müsste die Nahrung gegebenenfalls durch Multivitaminpräparate ergänzt werden.

Im Zweifelsfall können Sie auch Vitamin– und Mineralstoffuntersuchungen im Blut durchführen lassen. Bei den Mineralstoffen (und einigen Vitaminen) ist die Vollblutanalyse allerdings genauer als die üblicherweise durchgeführte Serumuntersuchung. Die meisten Mineralstoffe (z.B. Kalium, Magnesium) befinden sich zum überwiegenden Teil intrazellulär (innerhalb der Zellen) und werden daher bei der Serumuntersuchung gar nicht erfasst. Es kann bereits ein Mangel vorliegen, wenn die Serumwerte noch normal sind. Diese Spezialuntersuchungen aus dem Vollblut werden allerdings nur von wenigen Laboren in Deutschland durchgeführt.

Sie sehen: Auch mit einer Fruchtzuckerunverträglichkeit lässt es sich leben. Wichtig ist doch: Wenn die Fruchtzuckerunverträglichkeit als Ursache von Blähungen, Durchfall und sonstigen Verdauungsbeschwerden erkannt wurde, können Sie selber aktiv etwas dagegen tun. Die gewissen Einschränkungen in der Lebensmittelauswahl sind doch nichts im Vergleich zum Gewinn an Lebensqualität durch die Beseitigung der Bauchbeschwerden. Ein kleiner Trost zum Schluss: Patienten mit Fruchtzuckerunverträglichkeit haben meist ein ausgezeichnetes Gebiss (weil sie kaum Süßes essen). 

Was darf ich bei Fruchtzuckerunverträglichkeit denn überhaupt noch essen und was nicht?

Generell gilt:

  • Alle Süßigkeiten wie Milchschokolade, Pralinen, Bonbons, Schokoladeriegel und Eiscreme sind fruchtzuckerreich.
  • Dies gilt auch, wenn die Süßigkeiten mit Honig hergestellt sind
  • Fast alle Frucht- und Obstsorten sowie daraus hergestellte Säfte und Limonaden oder Marmeladen enthalten viel Fruchtzucker. Trockenobst jeglicher Herkunft und Zusammensetzung ist eine „Fruchtzuckerbombe“.
  • Gemüse sind meist relativ fruchtzuckerarm, bei extremer Fruchtzuckerempfindlichkeit und Zufuhr größerer Mengen kann es aber Probleme geben.
  • Was oft vergessen wird: Fertige Dressings sind mitunter reich an Fruchtzucker, besonders ist hier der Tomatenketchup zu nennen.

Hier eine Liste mit dem Fruchtzuckergehalt wichtiger Lebensmittel (g/100 g):

Haushaltszucker   50  
Diabetikerkonfitüren bis zu 50  
Nussnougatcremes bis zu 50  
Honig 40  
Trockenobst 25-40  
Schokolade  ca. 25  
Liköre bis zu 25  
Tomatenketchup 12  
Weine bis zu 10  
Ananas, Apfel, Banane, Birne, Honigmelone, Mango, Pflaume, Süßkirsche, Weintraube 5-10  
Beeren, Kiwi, Orange, Pfirsich, Sauerkirsche, Stachelbeere 2-5  
Karotte, Rote Bete, Soja, Süßkartoffel, Zwiebel 2-5  
Aubergine, Blumenkohl, Brokkoli, Chicoree, Grünkohl, Gurke, Kohlrabi, Kürbis, Paprika, Rotkohl, Schwarzwurzel, Spargel, Tomate, Weißkohl, Zitrone, Zucchini, Zuckermais 1-2  
Avocado, Champignon, Endivien, Erbsen, Feldsalat, Kartoffel, Kopfsalat, Papaya, Rhabarber, Spinat, Radieschen, Rettich unter 1  
Weizenkeime 7,5
Vollkornreis, -hafer, -roggen, -gerste, -weizen unter 1
Fleisch, Fisch, Eier unter 1
Bier, Rotwein unter 1  
Mineralwasser, ungesüßter Tee, Kaffee 0

Lebensmittel mit einem Gehalt unter 1 g/100 g werden meist vertragen, bei den anderen je nach Ausprägung der Fruchtzuckerunverträglichkeit oder geringe oder geringste Mengen.